Mittwoch, 25. August 2010

Rundreise Teil 1

Heute sind wir bereits seit 1 Woche „on the road“ Richtung Norden. Wir haben mittlerweile 3333km ;-) hinter uns gebracht und schlafen heute Abend auf dem Campingplatz „Eungella Holiday Park“ im Eungella Nationalpark, wo wir morgen mit Wandern einen schönen Tag verbringen wollen, da für die 3 Tage an den Traumstränden der Whitsundays das Wetter noch nicht sonnig genug ist. Aber wir sind schon ganz aufgeregt und buchen gerade im Auto während der Fahrt Hotel und Ocean Rafting und werden dann vom 27.-29.08. in der Inselgruppe Whitsundays unterwegs sein!

Vor genau 7 Tagen begannen wir unseren Road Trip um 8.45 Uhr morgens in Melbourne. Eigentlich wollten wir um 7 Uhr losfahren, überhörten aber beide erfolgreich den Wecker… J Wir haben es dann am ersten Tag 1093km bis Port Stephens geschafft, wo abends gegen 23.30 bereits alle Campingplätze geschlossen waren. Also gleich das erste Abenteuer: Wir suchten uns einen stillen Parkplatz auf einem kleinen Hügel, abgeschirmt von Bäumen und übernachteten kostenlos im Auto.

Klamotten haben wir nicht viele, aber dafür Camping-Tisch, Stühle, Zelt usw., was hin und her geräumt werden muss, wenn man hinten die Sitze umklappen und im Auto schlafen möchte. Das hat erst mal eine Weile gedauert, aber inzwischen sind wir so geübt und die Aufgaben beim Räumen sind gut verteilt. Am nächsten Morgen liefen wir nach einem von Kookaburra-Vögeln beobachteten Frühstück am Picnic-Table im Wäldchen einen kleinen Berg hoch zum Zenith Beach! Ein Traum! Plötzlich 15°C wärmer. Wir fanden uns barfuß und im T-shirt an einem leeren Strand wieder, noch nicht ganz aus dem Melbourner Winterpelz gekrochen…


Unsere Reise führte uns weiter Richtung Norden. Stefan fuhr einen riesigen Teil der Strecke, während ich die meiste Zeit damit beschäftigt war, Sandwiches zuzubereiten…nicht immer einfach, wenn es auf der Straße holperte und mal (aller 300km) eine Kurve kam, oder als der alte Holden Commodore beim Vorwärtsgang einschalten einen großen Ruck machte und mir alle frisch geschnittenen Apfelsinenstückchen entgegenflogen. J Nach laaaaaaaangen 760km kamen wir im Lamington Nationalpark an, Stefan hatte sich im Dunkeln und bei Prasselregen ca. 20km den Berg hoch über Serpentinkurven zum Campingplatz gekämpft. Wir liefen durch das kleine Campingwäldchen, inspizierten die Toiletten, die Barbecue-Plätze und suchten die Rezeption, entschieden dann, uns einfach irgendwo niederzulassen und am nächsten Morgen einzuchecken. Immerhin hatten wir für 4 Nächte gebucht. Als wir aber noch einmal die Landkarte und das Willkommensschild betrachteten, wurde uns plötzlich sternenklar, dass wir am falschen Zeltplatz gelandet waren. Nämlich auf der Binna Burra Campsite statt der O’Reilly’s Campsite – um 23 Uhr abends… Also den Berg wieder hinunter, zurück zum Dorf Canungra und einen anderen Berg wieder hoch, 72km feinste Kurven auf nasser Straße bei Regen und Nebel durch den Urwald…ohne Leitplanken, versteht sich! Durch das Schaukeln bevorzugte ich es, einfach seelenruhig abzunicken und Stefan seinem Schicksal hinter dem Steuer zu überlassen, bis wir endlich den gewünschten Zeltplatz erreichten und nach erneuter Umräum-Aktion ins Schlafsäckchen kriechen konnten. Ich vertraue der Tante im Navigationsgerät nicht mehr.

Danach verbrachten wir 2 wunderschöne Tage in diesem Nationalpark inklusive eines Spaziergangs über eine Hängebrücke durch die Baumkronen des Regenwaldes sowie einer 14km Wanderung am Canungra Creek entlang, wo wir auf einem Baum mit ungefähr 5m Durchmesser saßen und 1 Tag im nahe gelegenen Springbrook Nationalpark, wo wir typisch australisch von Lookout zu Lookout (Aussichtspunkt) fuhren und am Ende des Tages bei Dunkelheit unter einer natürlich entstandenen Steinbrücke Glühwürmchen bei einem Wasserfall in die Höhle beobachten konnten.

Wir sahen unzählige Wallabies mit Babys, die aus den Beuteln der Muttis schauten, Papageien und hässliche Truthähne, die unsere Mülltüten anpickten. Eines Morgens beobachtete mich ein kleinerer Vogel beim Cornflakes essen. Als ich kurz wegschaute, flog er mit einem Mal blitzschnell zu meiner Schüssel, landete auf dem Rand und klaute sich ein Stück, bevor ich reagieren und ihn wegscheuchen konnte! Mitten in einem Nationalpark eben! Klasse!








Wir schliefen während dieser Tage ausschließlich im Auto, weil es einfach zu nass und noch zu kalt zum Zelten war. Leider reichte am 2. Tag das Gas zum Kochen nicht mehr und nachdem ich Stefan stundenlang auf die Nerven gegangen war, dass ich die Nase voll hätte von kalten Sandwiches und unbedingt was Warmes essen wollte, kam ihm die zündende Idee, Toastscheiben aufzuschneiden, mit Wurst und Käse zu füllen und zu toasten. Da seine Schuhe von der Wanderung nass geworden waren und er mit nun trockenen Füßen das Auto nicht mehr verlassen wollte, schickte er mich mit dem Toaster zur einzigen Steckdose auf dem Zeltplatz, nahe der Frauenduschen, wo ich dann wie eine Geisteskranke mit dem Toaster in der Hand da stand, weil das Kabel nicht bis zum Boden reichte. Es liefen ungefähr alle Zeltplatzbewohner mindestens einmal vorbei und schauten mich schräg von der Seite an. Suuuper! Und alles nur für Schnitte mit Brot, sozusagen. Am nächsten Tag zog ich das gleiche Programm nochmal mit Crumpets ab! Wieder blöd am Stromkasten gestanden…J

Weiter ging es am Montag, den 23.08. nach Agnes Water. Kurz nachdem ich Stefan am Steuer abgelöst hatte, leitete uns die Navigationstante plötzlich eine seltsam verlassene Straße entlang. Keine Häuser, keine Autos, keine weißen Randlinien, oft nur noch 1 Spur. Und mit einem Mal fand ich mich auf einer Schotterpiste wieder, wo eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 100km/h auf den Schildern geschrieben stand! Wer sich hier noch traute, 100 zu fahren … also, ich hatte schon bei 40 den Fuß auf der Bremse.

Um uns nur noch Bäume und ödes Farmland, Abendsonne und Einsamkeit. Wir haben für 2 Stunden etwas Outback-Luft geschnuppert! Irgendwann fuhr ich links ran und musste einfach aussteigen und ein paar Fotos machen, weil es so toll aussah! So hatte ich mir Australien immer vorgestellt und das war mein Höhepunkt des Tages!

Abends erreichten wir Agnes Water, eine Kleinstadt direkt am Meer und fanden einen netten kleinen Zeltplatz, nur durch ein kleines Wäldchen voll von Monsterfröschen und Spinnen vom Strand getrennt…Ihr könnt euch unseren Adrenalinspiegel beim Versuch eines nächtlichen Spaziergangs zum Strand vorstellen, den wir dann abbrachen und auf den nächsten Abend verschoben, als wir etwas mutiger und kühner mit Fotoapparat und Taschenlampen den in Augenhöhe hängenden (ziemlich großen) Spinnen zu trotzen wagten. Hier schliefen wir zum ersten Mal im Zelt, denn es war nun warm genug, abends kurzärmlich herumzulaufen. Unser Zelt, welches beim Autokauf dabei war, ist so groß, dass eine 6-köpfige Familie darin schlafen könnte!!! Das hatten wir nicht erwartet! Den gestrigen Tag verbrachten wir in Agnes Water und in der Town of 1770, wo Captain James Cook im Jahre 1770 das erste Mal seinen Fuß auf australisches Land setzte. Wir sahen wieder wunderschöne Strände, einen tollen Sonnenuntergang und tranken abends noch ein Gläschen Wein.

Und jetzt geht’s weiter, hoffentlich in die Zone, wo man nur noch im Bikini herumzulaufen braucht! Ich freu mich auf das Inselleben!

Fotos folgen... Ihr wisst ja wie das ist, wenn Stefan aus 1000 Bildern 50 machen muss... ;-)