Samstag, 9. Oktober 2010

Rundreise Teil 7

Auf den letzten und wohl einen unserer Highlight-Trips ging es am Dienstag: Wir flogen nach Alice Springs, ca. 2500km von Melbourne entfernt, mitten im Zentrum von Australien, die einzige Stadt auf dem 3000km langen Highway von Adelaide nach Darwin. Und so fühlte es sich auch an: Eine Provinzstadt vor dem Herren! Unfreundlichkeit, übertriebene Preise, Aborigines, mit denen keiner etwas zu tun haben will und ein Fluss, der ausgetrocknet ist – aber das ist eine falsche Annahme, wie mir gesagt wurde, denn im genannten Todd River befindet sich das sandige Flussbett an der Oberfläche und das Wasser fließt unterirdisch. Meine Schlussfolgerung: in Australien ist eben alles anders herum! Einmal im Jahr findet jedenfalls im Todd River das einzige Bootrennen der Welt statt, bei dem die Teilnehmer rennend statt rudernd das Boot durch den Sand tragen. Wir wurden ganz „charmant“ in unserem Hostel begrüßt, über welches wir auch unsere 3-tägige Tour zum Ayers Rock gebucht hatten. Denn als Belohnung dafür durften wir erst 2 Stunden später einchecken, was uns in einem rauen Ton mitgeteilt wurde und mussten dann noch rund 10 Dollar Kreditkartengebühren für alles mögliche bezahlen, und das mit einer australischen Kreditkarte. Dann erkundeten wir bis abends die Stadt, erklommen den Anzac Hill und versuchten, zeitig ins Bett zu kommen, da der nächste Tag um 5 Uhr morgens beginnen würde.
Wir standen also am Mittwoch zeitig auf und warteten um 6 Uhr auf unseren Tourguide. Es holte uns eine Firma namens Adventure Tours mit mürrischem Tourguide statt der gebuchten Rock Tour ab. Wir waren in ziemlich mieser Laune, als er uns mitteilte, dass die Tour zwar das gleiche beinhalte, aber dafür 25 Dollar pro Person teurer sei. Wir wussten trotzdem nicht so richtig, was uns erwartet und hatten Wut im Bauch auf das Hostel, welches uns in die falsche Tour gebucht hatte. Als alle abgeholt waren, fuhren wir zum Büro der Firma und erklärten unser Problem. Sie wussten auch nicht so recht, was sie mit uns tun sollten, da sie ja nun mal unsere Buchung erhalten hatten. Allerdings mussten wir den Zuschlag aber doch nicht bezahlen, da unerwartet all inclusive. Sehr gut. Die Stimmung stieg, wir begannen nun, uns auf das Outback zu freuen. Diese Freude hielt so lange an, bis wir erste Bekanntschaft mit dem roten Sand machten, der diesmal aufgrund heftiger und völlig unnormaler Regenfälle mit Wasser vermischt war. Der Schotte auf unserer Tour hatte einen Karton Bierbüchsen gekauft und wollte sie im Gepäckanhänger verstauen, der genau vor einer wunderbar roten Pfütze geparkt war. Und was passierte: Stefans teurer Trekkingrucksack fiel mitten ins rotbraune Nass! Erneut verärgert reinigten wir den Rucksack gemeinsam im Männerklo, so gut es ging und stiegen in den Bus. An dieser Stelle war Stefan am Brodeln. Maren brodelte erst abends, als sich herausstellte, dass alle Sachen inklusive Schlafzeug nass und rot waren.


Weiter ging’s ca. 600km zu den Olgas, auf Aboriginal: Kata Tjuta. Es regnete! Das geschieht in jenen Massen ca. einmal aller 15 Jahre und Touristen, die die Olgas oder Ayers Rock bei Regen sehen, werden von den Australiern für Glückspilze gehalten. Maren fand das gar nicht so toll, da der Ayers Rock, auf Aboriginal: Uluru nicht rot, sondern grau sein würde, während Stefan wild drauf los knipste und sich der Wasserfälle an den roten Felsen der Olgas erfreute. Doch, die positive Nachricht: Als wir unseren ca. 5km langen Walk über rutschige Steine und fließende Bäche beendeten, brach die Sonne durch die Wolken und der Regen verzog sich. Plötzlich begannen die Olgas zu trocknen und es wurden blaue, grüne und schwarze senkrechte Streifen an den Seiten der Berge sichtbar, was einfach unglaublich toll aussah! Weiter ging es zum Sonnenuntergang am 50km entfernten Uluru. Es waren zwar immer noch viele Wolken am Himmel, aber toll war es trotzdem, diesen großen roten Berg mitten in der australischen Wüste (die übrigens aufgrund der Regenfälle der letzten Tage ungewöhnlich grün war) endlich mit eigenen Augen zu sehen, nachdem wir ihn doch aus so vielen Bilderbüchern und von Postkarten schon kannten. Es war ein seltsam vertrautes und doch überwältigend neues Bild…live und in Farbe! Wir kehrten in unser Camp ein, wo Tom, unser bärtiger Guide mit Cowboy-Hut uns erklärte, dass wir in sogenannten „Swags“ schlafen würden: große ausrollbare Schlafsäcke mit einer Matratze innen, in die man dann seinen eigenen Schlafsack legte und unter freiem Himmel schlief. Die ziemlich romantische Vorstellung wurde allerdings etwas von den Warnungen vor Spinnen, Skorpionen, Schlangen, Dingos und den von Maren gefürchteten Krabbeltierchen getrübt. Aber wir haben es überlebt, sogar zwei Nächte lang!

Am nächsten Morgen wurden wir um 4 Uhr morgens (fast unerträglich früh) geweckt, um schnell alles zusammenzupacken, zu frühstücken und dann am Uluru den Sonnenaufgang zu erhaschen. Auch dieser war leider immer noch etwas wolkenverhangen. Dafür waren wir aber kurz nach Sonnenaufgang am Uluru selbst und beendeten bei bestem Wetter vor 10 Uhr morgens den 10km langen Walk um den Uluru herum, was unglaublich viele Facetten des großen Monolithen bot. Es ist der größte Monolith der Welt, weil er zwar nur 300m hoch über dem Erdboden ist, aber dafür noch ca. 4km bis unter die Erde reicht. Man sieht also nur einen winzig kleinen Abschnitt vom Uluru. Einfach faszinierend und wunderschön! Dann bekamen wir noch einen Einblick in die natürlichen Nahrungsmittel der Aborigines und wozu was verwendet wird, bei einer kleinen Präsentation im Kulturzentrum am Ayers Rock, bevor wir uns ein paar Sandwiches zum Mittag machten und dann den 4-stündigen Weg im Bus zum Kings Canyon antraten. Dort kehrten wir abends ins Lager ein und hatten noch ein wenig Spaß mit zwei jungen Kanadiern, Österreichern und unserem Guide. Dieser Spaß ging auf die Kosten der 11 Asiaten, die mit auf unserer Tour waren, aber wir konnten es einfach nicht lassen, die kleinen Wunderblumen etwas aufzuziehen. Sie sind ja im Grunde wirklich niedlich, wenn sie sich über alles freuen, bei jeder Banalität „oh“ und „ah“ sagen und klatschen, wenn einer ruft, dass das dort vorn der Uluru sei. Dann krochen wir rund um das Lagerfeuer verteilt wieder in unsere Swags und beobachteten beim Einschlafen den überwältigend vollen Sternenhimmel mit wirklich milchiger Milchstraße!

Am nächsten Morgen wurden wir abermals zeitig geweckt. Diesmal wurde uns jedoch das Privileg zuteil, bis 5 Uhr zu schlafen! Auf ging es zum Kings Canyon. Wir starteten unseren 6km Walk an den Klippen entlang kurz nach Sonnenaufgang. Es war einfach superschön, der Grand Canyon Australiens, rot wie Blut und dramatisch steile und fast akkurat senkrechte Wände aus rostigem Sandstein. Blauer Himmel, strahlender Sonnenschein, glücklich und geschafft fielen wir in die Sitze des Busses und traten den 500km Weg zurück nach Alice Springs an. Dort machten wir abends unserem Hostel noch die Hölle heiß wegen der Umbuchung der Tour und dass man uns dies nicht einmal gesagt hatte. Wir waren aber eigentlich gar nicht in der Stimmung, uns zu beschweren, weil die Tour ja wirklich schön war. Wir wollten einfach nur eine Entschuldigung oder ein freies Busticket zum Flughafen heute. Doch der Mann an der Rezeption trug erneut zu unserer Annahme bei, dass die Menschen in Alice Springs nicht mit Freundlichkeit gesegnet sind und war letztendlich so angewidert, dass er uns aus Trotz die Bustickets zum Flughafen nicht einmal verkaufen wollte, da es nach 15 Minuten Diskussion nun 19.03 Uhr war, also nach seiner Arbeitszeit und urplötzlich auch der Bus zum Flughafen „ausgebucht“ war. Aus unserer Situation rettete uns dann eine kleine deutsche Gruppe aus Dresden und Leipzig, die unsere Diskussion mitbekommen haben und so konnten wir gestern noch in Ruhe mit unserer Tour-gruppe in den Pub gehen und der Dresdener, der einen Jeep besaß, fuhr uns heute morgen für eine kleine Entschädigung zum Flughafen. Wieder in Melbourne angekommen und am Packen, damit morgen am Check-in-Schalter nicht die Rubel…äh…Dollar für das Übergepäck nach Deutschland rollen, wollen wir die kleinen Unannehmlichkeiten in Alice Springs vergessen, denn es war doch ein unvergesslich schöner Trip! Und jetzt fliegen wir schweren Herzens aus diesem unendlich weiten, großen und mysteriösen, aber auch freundlichen Land weg. Aber wir freuen uns auch tierisch auf zu Hause sowie ungarische Salami und Kinderschokolade bzw. Milka-Keks-Schokolade!!!! Germany, wir kommen!

Montag, 4. Oktober 2010

Rundreise Teil 6

Nach dem erfolgreichen Autoverkauf an das holländische Pärchen in Melbourne nahmen wir uns am Freitagmorgen einen kleinen Mietwagen für die nächsten 3 Tage: Einen Hyundai Getz. Und wir machten uns auf zur lang ersehnten Great Ocean Road! Die fing bei Torquay an und führte uns entlang des Meeres im Süden von Victoria. Ein paar wunderschöne Aussichtspunkte wurden gefolgt von weniger schönen Kurven, die Maren wie so oft in den vergangenen 7 Wochen Übelkeit bereiteten. Stefan genoss solange die Aussicht beim Autofahren.











Wir hielten an einem Leuchtturm und am Schild, wo die Great Ocean Road offiziell beginnt. Der erste Tag war also eher ein Vorgeschmack und ein wolkenbedeckter Himmel folgte uns noch eine ganze Weile von Melbourne. Wir mieteten uns in ein niedliches kleines Hostel in Apollo Bay ein, wo wir ein Zimmer für uns allein bekamen und ein nettes Schwätzchen mit der niedlichen alten Dame an der Rezeption hielten, die während unseres Gespräches immer wieder in Selbstgespräche und Tagträume ausschweifte. Das machte irgendwie auch den Charme des Hostels aus, welches ehemals ein privates Ferienhaus war, das von einem großen LKW als ganzes hierher transportiert wurde.

Am nächsten Tag ging es los, und zwar richtig: Stefan hatte 5 kurze „Walks“ herausgesucht, deren Länge zwischen 700m und 3km betrugen. Sie führten uns unter anderem zum wunderschönen Shelly Beach, voll mit grün bewachsenen Felsen, gegen die die Wellen schlugen. Außerdem wagten wir uns ca. 4km auf ungepflasterter Straße (psst!: Das ist mit Mietwagen nicht erlaubt!) zum Wreck Beach, der nach all den Schiffswracks benannt wurde, die hier an der Küste untergegangen waren. Wir durften einen alten an Land gespülten Anker bewundern, rundherum eine Art Vulkangestein, welches durchlöchert und mit Wasser gefüllt war. Obwohl auf dem Schild 355 Stufen standen, mussten wir 375 Stufen sowohl nach unten zum Strand als auch wieder hoch steigen. Aber wir wissen ja, dass es die Australier nicht so mit der Genauigkeit haben… Als nächstes fuhren wir zu den Gibson Steps, die herunter zu den ersten 2 der berühmten 12 Apostel führten. Große im Wasser stehende Säulen aus Sandstein, deren Verbindung zum Festland weggespült worden war. Es sind auch inzwischen nicht mehr 12 Apostel, sondern nur noch 11, aber das tat ihrer Schönheit bei Sonnenuntergang absolut keinen Abbruch!!! Ein wahnsinnig toller Tag!

Abends kehrten wir in Port Campbell in ein Hostel ein und fielen nach einem Cider müde ins Bett. Noch dazu wurde uns in dieser Nacht eine Stunde „geklaut“, da in Australien jetzt die Sommerzeit beginnt.

Morgens fuhren wir noch einmal zu den NEUN Aposteln, um sie in einer anderen Beleuchtung (Tageslicht) zu sehen, dann ging es weiter zur Loch Ard Bay, einer Bucht, in der Ende des 19. Jahrhunderts eines von vielen Schiffen versank, weil es im Nebel von den heftigen Wellen einfach gegen die steilen Felswände geschlagen wurde. 2 Menschen haben dabei nur überlebt. Genauso dramatisch wie die Geschichte war aber auch die Landschaft, ebenso an der London Bridge, die bis 1990 aus zwei Bögen bestanden hatte, als plötzlich der erste abbrach und ein paar verwunderte Touristen getrennt vom Festland auf der London Bridge standen und auf ihren Rückflug per Rettungshelikopter warten mussten…











Trotz all der Schauergeschichten eine wunderschöne Landschaft mit steilen Klippen und Sonnenuntergängen, die zum ersten Mal über dem Meer statt auf dem Festland wie in den letzen 7 Wochen stattfanden, da wir uns nun nicht mehr an der Ostküste sondern an der gen Westen geneigten Südküste Australiens befanden und die Sonne ja nun mal im Westen untergeht!

Wir machten uns auf den kürzeren Rückweg per Autobahn und sind jetzt in Melbourne, autolos, aber dafür in voller Vorfreude auf unser letztes großes Abenteuer und wahrscheinlich auch eines der Highlights unserer Reise: Das Outback im Northern Territory und der Ayers Rock. Morgen geht’s los!