Nur mit Sommerschlafsäcken gewappnet waren wir in den australischen Winter zurückgekehrt und entschieden uns für die Variante Auto für die nächste Nacht. In einem Outdoor-Shop sagte uns die freundliche Verkäuferin, dass es für die Jahreszeit (Frühling) ungewöhnlich warm in den Blue Mountains sei, schenkte uns aber eine Isolierdecke, mit der wir dann von schlechtem Gewissen geplagt, nichts gekauft zu haben, den Laden verließen. Wenig später besuchten wir eine Touristeninfo, wo Stefan ein Didgeridoo-Heft in Marens Hand drückte, welches sie schon in einem anderen Laden kaufen wollte. Nachdem wir dort viele Prospekte, Karten und zwei Tickets für die Jenolan Caves sowie die ZigZag Eisenbahn mitnahmen, durchsuchte Maren im Auto den Stapel Papier in ihrer Hand und fand mit einem „Ups“ heraus, dass sie das Digeridoo-Heft unfreiwillig entwendet hatte. Die Blue Mountains, der Ort, an dem mystische Dinge geschehen… Ihren Namen verdanken die Blauen Berge übrigens dem Öl, das den vielen Eukalyptusbäumen entweicht und in der Luft einen blauen Schimmer entstehen lässt. Das sieht ganz besonders toll aus, wenn abends die Sonne untergeht und ein blauer Schleier über den Bergen hängt.
Durch das beschauliche Örtchen Hartley fuhren wir also am ersten Tag zu den Jenolan Caves, einem tollen Ort mit uralten Höhlen, von denen wir zwei anschauten. Eine davon mit einem Guide und die andere allein. Es war sehr beeindruckend, da Australien einer der Orte ist, an dem sich seit Hunderttausenden von Jahren geologisch nichts verändert hat und diese Höhlen zeugten an jeder Ecke davon, mit Felsformationen, die wir zuvor nie in Höhlen gesehen hatten.
Außerdem traute sich Stefan den 30km langen Weg auf einer ungepflasterten Straße zu einem im Reiseführer nicht erwähnten Aussichtspunkt. Aber gerade deswegen war er ja so toll…und natürlich nicht bezäunt...die besten Aussichtspunkte sind ohne Zaun und dadurch viel spektakulärer!
Abends, auf dem Weg zum Zeltplatz, begegneten wir drei großen Kängurus, die auf der Straße standen und sich erst nach einer gefühlten Ewigkeit wegbewegten. Gottseidank haben wir sie nicht mit der Motorhaube geküsst… Und obwohl wir schon einige Kängurus und Wallabies gesehen haben, faszinieren sie uns immer wieder.
Wir verbachten zwei weitere wunderschöne Tage in den Blue Mountains, inklusive Sonnenuntergang an der Top-3-Foto-Station Australiens „The Three Sisters“! Eine Felsformation von drei Säulen, die nach einer alten Sage einmal drei Schwestern waren, die von
einem bösen Bergbewohner in Stein verwandelt wurden, weil sie den Rat ihres Vaters nicht befolgten, den Bergbewohner in Ruhe zu lassen. So stehen sie noch heute dort und es wird behauptet, dass ihr Vater in einen Vogel verwandelt wurde und dabei seinen magischen Stock verlor. Solange er diesen nicht wiederfindet, kann er sich und auch seine drei Töchter nicht wieder zurückverwandeln.
Wir haben es in den Blue Mountains also unheimlich genossen. Es ist eine wunderschöne Wanderregion, wenn auch sehr kühl, dafür wurden wir aber von der gemeingefährlichen Trichternetzspinne verschont, die dort unterwegs ist und sogar Lederschuhe durchbeißen soll. Gesehen haben wir sie Gottseidank nicht!
Wir verließen die Blauen Berge und kehrten, welch Wunder, auf einem Zeltplatz mitten in Sydney, nur 10km vom Zentrum entfernt, ein. Dabei hatten wir erwartet, dass sich die Unterbringung in Sydney problematisch gestaltet, nämlich im Hostel mitten in der hektischen Innenstadt mit einem Parkplatz, der 20 Euro am Tag kostet. Aber wir wurden überrascht mit dieser Möglichkeit und konnten bequem 3 Nächte auf dem Campinplatz verbringen und tagsüber gemütlich mit der Bahn ins Stadtzentrum fahren. Am ersten Tag begannen wir Sydney zu erkunden: Darling Harbour, Fischmarkt, Marinemuseum, die Main Street, Oxford Street (eine sehr kuriose Einkaufsstraße) sowie den Hyde Park und das Queen Victoria Building.
Ein erster Eindruck, der uns noch nicht ganz davon überzeugte, dass Sydney wirklich besser und schöner als Melbourne sein soll. Es gibt ja einen Wettbewerb zwischen den zwei Städten, der zwar nicht offiziell, aber dafür schon seit Ewigkeiten unter der australischen Bevölkerung bekannt ist. Sydney ist größer, aber Melbourne kulturell reicher. Deswegen veranstaltet Sydney bis zu 40 verschiedene Kunst –und Musikfestivals im Jahr, um kultureller als Melbourne zu werden. Melbourne hatte zuerst die Olympischen Spiele zu Gast, bevor ein riesen Rummel um die Olympischen Spiele in Sydney gemacht wurde. Dafür kann man in Sydney einmal im Jahr an einem Sonntagmorgen um 6 Uhr auf der Harbour Bridge im Kunstgras picknicken, was in Melbourne schier unmöglich ist, da es dort in der Innenstadt keine Brücke gibt. Und so weiter … und so weiter! Am Freitag bekamen wir dann die Highlights und ein paar kuriose Geschichten aus Sydneys Vergangenheit während einer dreistündigen geführten Stadttour zu hören und zu sehen, genossen den Ausblick von einem der vier Türme der Sydney Harbour Bridge und schossen ein paar Fotos am weltberühmten Sydney Opernhaus.
Als wir am frühen Abend ins Opernhaus gingen und uns gerade ein Programmheft mit den gepfefferten Preisen anschauten, meinte plötzlich die Frau hinter dem Infoschalter: „Entschuldigung, ich habe hier zwei Karten für das Sydney Sinfonie-Orchester heute Abend um 20:00 Uhr. Die sind von einem Kollegen, der nicht kommt. Wenn ihr wollt, sind sie eure!“ Das gibt es doch nicht! Gerade zwei Stunden zuvor hatten wir gesagt, wie toll es doch wäre, im berühmten Sydney Opernhaus ein Stück anzusehen oder ein Konzert, wenn man einmal da ist! Maren stiegen sofort die Tränen in die Augen und fast auf Knien rutschend vor Dank verschwanden wir, um noch schnell etwas zu essen und konnten unser Glück kaum fassen!
Am dritten Tag schlenderten wir noch auf einen Markt für Obst, Gemüse und Souvenire, verpassten somit zwar die Öffnungszeiten des Cafés im Aussichtsturm, erlebten dafür aber einen wirklich schönen Sonnenuntergang mit dem Opernhaus und der Harbour Bridge im Hintergrund und beendeten unseren Sydney Trip mit einem Feuerwerk, welches die Stadt gerade an diesem Abend am Darling Harbour veranstaltete. Superklasse! Als wäre das extra für uns gewesen!
Spät abends verließen wir diese tolle Stadt, von der sich wirklich keiner so recht sicher ist, ob sie nun besser als Melbourne ist, oder nicht so gut. Wir sind auf jeden Fall von beiden Städten begeistert!
Wir erreichten das Känguru-Tal nachts um halb zwei und fuhren auf den Zeltplatz, den Stefan herausgesucht hatte. Auf dem Weg dorthin sahen wir zum ersten Mal einen Wombat außerhalb des Zoos. Wir konnten es nicht glauben! Der Wombat ist eine weitere kuriose australische Tierart, die sich mit nichts in unseren heimischen Gefilden vergleichen lässt. Vielleicht eine Art Bärenschwein oder Schweinebär, auf jeden Fall ein „großer runder grauer Stein“ in der Landschaft, mit dickem Bauch, kurzen Beinen und einem süßen Gesicht! Am Zeltplatz angekommen, wurden wir damit überrascht, dass die Übernachtung kostenlos war und nur mit den Worten begrüßt: „Watch out for Wombats!“ (Seid vorsichtig mit den Wombats, wenn ihr fahrt!) Wir suchten einen Platz für unser Zelt und als die Autoscheinwerfer die Wiese beleuchteten, war es wirklich beeindruckend: Alles voller Wombats! Leider sind es sehr scheue Tiere, so dass sie gleich ins Gebüsch verschwanden, als wir hinliefen.
Am Sonntagmorgen fuhren wir dann in das kleine Örtchen Kangaroo Valley und liehen uns ein Kanu für vier Stunden aus, mit dem wir fröhlich bei Sonnenschein und unerwartet hohen Frühlingstemperaturen den Kangaroo River entlang schipperten. Ein toller Tag! Wir schauten uns noch die niedliche Hampton Bridge an und kehrten rechtzeitig vor Sonnenuntergang auf dem Zeltplatz
ein, in der Hoffnung, ein paar Wombats in der Dämmerung zu sehen. Kaum angekommen, krabbelte der erste aus dem Gebüsch, graste gemütlich auf der Wiese, etwa 5m entfernt von unserem Tisch, nachdem er gemerkt hatte, dass das laute Zuklappen unserer Autotüren keine Gefahr darstellte.
So ging unser sechswöchiger Roadtrip bei einem gemütlichen Cider Bier zu Ende und gestern traten wir das letze Stück Rückweg an: 850km bis nach Melbourne, wo uns neben mittelwarmem Frühlingswetter auch Matthias und Erika empfingen und bei einem Glas Wein erste Reiseeindrücke erfuhren.
Heute räumen wir das Auto auf und hoffen, es in den nächsten Tagen so schnell wie möglich zu verkaufen.










